Dramatische Schlussphase im Derby – am Ende 2:2 gegen FC Union
von Markus Fromm
Wahnsinn pur! Hatte man schon vor zwei Wochen gegen Wüstheuterode gedacht, ein Fußballspiel kann nicht verrückter und nervenraubender sein, war das Duell mit dem Rivalen aus der Kreisstadt noch packender, was sich vor allen in den letzten Minuten dramatisierte.
Zunächst kam zu Beginn der Begegnung durch die widrigen Wetter- und Platzverhältnisse wenig in Gang, doch man merkte schon, dass beide Lager emotionsgeladen und mit großem Willen in die Partie starteten. Dabei waren die Anteile in der ersten Halbzeit gleichwertig verteilt, Union machte es unserem Team in vielen Situationen nicht leicht, die Dominanz im Spiel zu übernehmen. Die Gäste standen stets nah am Mann und auch sonst sehr positionstreu, wodurch das gewohnte Kombinationssiel unseres Teams nicht so zum Zug kam. Eher zufällig entstand die erste Chance nach einer Viertelstunde, als Thomas Schönau auf außen eine zweite Chance bekam und den Ball in die Mitte zu Thilo Kleinert brachte, welcher sofort abzog, doch Trappe machte die kurze Ecke zu. Die folgende Ecke war gleich der erste Aufreger des Spiels. Im Gewühl traf Schönau Pfosten, Latte, Gegenspieler und sämtliche Widersacher, doch die Kugel wollte einfach nicht rein. Nach gut 20 Minuten setzte Union dann ein erstes Achtungszeichen, Juraschek zog aus 25 Metern ab, traf aber nicht das Tor. Weiterhin spielte der FCU kontrolliert und brachte unsere Defensive immer mal wieder unter Druck. Diese hatte in einigen Situationen ihre Schwierigkeiten, nach 35 Minuten brachten gleich mehrere Preußen-Verteidiger das Ding nicht richtig aus der Gefahrenzone, so dass Torjäger Bernsdorf ungestört in die Mitte ziehen konnte. Etwas 20 Meter vor dem Tor zog er zentral ab und erwischte Keeper Dominik Werner leider auf dem falschen Fuß. „Dome“ reckte sich zwar und war noch dran, aber das Leder schlug im Netz ein. Über den Rückstand konnte sich unsere Mannschaft zu diesem Zeitpunkt nicht beschweren, fast wäre es gar noch schlimmer gekommen. Jäger und Werner waren sich nach einer Flanke uneins und Bernsdorf ging dazwischen, was zum Glück nur zu einem laschen Heber neben das Tor führte. So hatte man sich den ersten Durchgang natürlich nicht vorgestellt, wobei die Erkenntnis Mut machte, in den bisherigen beiden Spielen in der Rückrunde jeweils die Rückstände noch umgebogen zu haben.
Dies gestaltete sich aber mehr als schwierig. Zwar kam unser Team mehrfach mit Tempo und guten Zuspielen über außen, so wirklich in die Mitte kam der Ball aber nie und einen zielführenden Abschluss brachte man kaum zu Stande. Manch Zuschauer hatte Mitte der zweiten Halbzeit schon den Eindruck, dass es heute eines Wunders bedarf, um noch zurück in die Partie zu kommen. Irgendwie lief wenig bis nichts zusammen, es schien so, als ob der Derbyfluch auch dieses Jahr wieder nicht zu besiegen ist. Dann wandelte sich die langsam aufkommende Verzweiflung jedoch in pure Freude und Energie um, mit den eingewechselten Engel und Bischof setzte man alles auf eine Karte und es ruckte nochmal an. Unser Team schaffte 10 Minuten vor Ende der regulären Spielzeit tatsächlich den etwas unerwarteten Ausgleich. Sebastian Degner zog den Ball von rechts weit in den Strafraum, wo er bei Martin Fiß landete, welcher mit Übersicht zurück in die Mitte flankte. Die Eingabe landete perfekt auf dem Kopf von Max Domeinski, der aus 6 Metern zur Stelle war und zum umjubelten 1:1 traf. Sofort war die Euphorie da, jetzt war klar, dass unsere Mannschaft noch mehr wollte. Union dagegen spielte auf Zeit und versuchte, irgendwie den Punkt mitzunehmen. Doch dann passierte das, was die große Gefahr einer zu großen Motivation ist. In der dritten Minute der Nachspielzeit stand plötzlich Preußen zu offen und musste zur Ecke klären. Was dann passierte, war nahezu unglaublich. Bernsdorf brachte den Ball mit einer sonderbaren Flugkurve vor das Tor, was Werner allerdings völlig unterschätzte und drunter weg tauchte. Unfassbar, das Ding landete hinten im Netz, was Union mit dem Schützen ausgelassen an der Eckfahne feierte - 1:2 und alle am Entsetzen auf Preußen-Seite. Nun dachte kaum einer mehr an ein erneutes Aufbäumen unseres FSVP, doch es ging nochmal an die Mitte, der gute Schiedsrichter Butterich ließ den ausgiebigen Torjubel nachspielen. Unser Team schlug das Ding auf alles oder nichts nach vorne. Dadurch erkämpfte es sich einen letzten Eckball, den Bastian Bischof mit dem Kopf athletisch in die linke Ecke des Tores versenkte. Nun war kaum ein Preußen-Spieler oder Fan mehr zu halten, Ekstase pur! Lange her, dass es so einen emotionalen Gefühlsausbruch im Stadion der Freundschaft gegeben hat. Auch wenn der Punkt alles in allem mehr als glücklich entstanden ist, zeigt er doch die unbändige Moral und den absoluten Willen in unserer Mannschaft. Dass sie überhaupt einen Punkt holt war schon viel wert, mehr war einfach mal wieder nicht drin. Damit bleibt die Sieglos-Bilanz im Derby zwar weiterhin bestehen, doch behält unsere Mannschaft die Tabellenführung und nimmt vor allem eine Menge an Teamgeist mit in die weiteren Aufgaben, in denen es spielerisch natürlich wieder mehr bergauf gehen soll.
Tore: 0:1 Bernsdorf (37.), 1:1 Domeinski (80.), 1:2 Bernsdorf (90+5.), 2:2 Bischof (90+7.)
Zuschauer: 325
Preußen: Werner, Jäger (69. Engel), Domeinski, Karbstein (63. Gothe), Moschkau, Degner, Steinmetz (78. Bischof), Fritz, Kleinert, Fiß, Schönau
weiter im Kader: Pfestorf, Skibbe, Fischer