Fiß rettet Punkt in hitzigem Derby: 1:1 vor guter Kulisse in Mühlhausen

von Benno Harbauer

In der Nachspielzeit rettete Kapitän Martin Fiß einen Punkt beim Derby in Mühlhausen. Aufgrund der Chancenflut in der zweiten Halbzeit ging dies unterm Strich in Ordnung, während die Gastgeber mit ihrem Kampfgeist die erste Halbzeit dominierten. Und Union hätte durchaus für die Entscheidung sorgen können, so dass die Punkteteilung am Ende eher glücklich, aber nicht unverdient für unsere Mannschaft war. Jedenfalls ging es auf dem Kunstrasen An der Aue wie erwartet richtig zur Sache.

Die Hausherren pushten sich bereits bei der Erwärmung extrem hoch und gingen hochmotiviert in die Partie. Sie setzten unsere Truppe vehement unter Druck und kamen zu gefährlichen Abschlüssen, u.a. durch Bernsdorf und den reaktivierten Schmidt im Sturm, der frei aus acht Metern den Ball übers Tor setzte. Er war es auch, der nach einer guten halben Stunde den Elfmeter herausholte. Der Kontakt mit Zickler war da, so dass Schiedsrichter Hillig mit dem Strafstoßpfiff nicht daneben lag. Mühlhausens Kapitän Jurascheck schickte Julien Patzer in die falsche Ecke und bejubelte mit den zahlreichen Fans frenetisch die Führung. Unser Team hatte bis dahin offensiv wenig zu bieten, lediglich ein Schuss von Niklas Wiesner über den Kasten und zwei Abschlussmöglichkeiten von Carsten Weis und Alejandro Sierra, bei denen die Schüsse geblockt wurden, konnte unsere Offensive verzeichnen. Auch Engel, heute als zweiter Stürmer aufgeboten, verzog seinen freien Volleyschuss. Ansonsten hatte der Unparteiische alle Hände voll zu tun. Es wurde beiderseits viel getreten und diskutiert, die angespannte Derbyatmosphäre mit den Zuschauern direkt am Spielfeld war deutlich spürbar. Eher unglücklich für den Gastgeber war hingegen das Ausscheiden vom bis dahin enorm starken Fränkel, der nach einem Kopfballduell mit Cut am Auge und Blut am Kopf liegen blieb. Für ihn ging es nicht weiter und trotz allem Prestige klatschten selbst die Preußen-Fans, als der Unioner vom Feld musste.

In der Halbzeitpause mussten sich die Gemüter erstmal wieder beruhigen. Danach kamen unsere Mannen mit viel Wut und Energie zurück aufs Feld und erarbeiteten sich eine Chance nach der anderen. Die wohl größte hatte Darius Linz mit seinem Abschluss von der 16er-Kante. Sein scharfer Linkschuss segelte auf den Torwinkel zu und klatschte an die Unterkante der Latte. Es gab verschiedene Ansichten, ob der Ball anschließend hinter die Linie sprang oder davor aufsetzte. Jedenfalls ging es zu schnell für alle Beteiligten und so traute sich der Linienrichter nicht, seinen Wimpel zu heben und das Tor zu geben. Trotzdem probierten es unsere Jungs weiter mit nun sehr ansehnlichen Spielzügen und gefährlichen Standards. Schüsse aus jeden Lagen, u.a. von Fiß, Fernschild und Weis wurden abgefeuert, doch FCU-Keeper Müller bekam entweder die Hände dran oder der Ball wurde geblockt bzw. ging vorbei. Nach einem Freistoß waren gleich drei Kicker mit unseren Farben im 5-Meter-Raum frei, Sierra bugsierte die Kugel aber irgendwie neben das Gehäuse. Es war schon beinahe wie verhext und unsere Elf konnte froh sein, dass Engel den Ball von Baschariat noch von der Linie kratzte und Bernsdorf allein vor Patzer an dessen großartiger Reaktion scheiterte. Dennoch glaubten unsere Jungs an sich und die frischen Kräfte brachten noch einmal Schwung. Trotzdem hielt das Mühlhäuser Bollwerk bis zur Nachspielzeit. Dann fabrizierte Unions Zimmermann doch einen Querschläger per Kopf im Strafraum, der vor den Füßen von Martin Fiß landete. Und unser Goalgetter fackelte nicht lange, nahm die Kugel volley und ließ die ca. 200 Preußen-Fans beim Torjubel kollektiv ausflippen.

Der Eklat folgte auf dem Fuße. Mitten in den Torjubel stürmte ein Union-Anhänger (Spieler der II. Mannschaft) zur Preußen-Bank und schlug Florian Engel mit der Faust ins Gesicht. Daraufhin gab es Schubsereien, Gerangel zwischen den Trainerbänken und deutlich vernehmbare verbale Auseinandersetzungen. Die Mannschaften und das Schiedsrichterkollektiv berieten sich, ob es Sinn macht, überhaupt noch einmal anzupfeifen. Das Spiel stand vor dem Abbruch, auch weil die Preußen-Verantwortlichen in Erwägung zogen, aufgrund des tätlichen Angriffs eines Zuschauers die Mannschaft vom Feld zu nehmen. Dazu kam es nicht, Trainer Thomas Wirth und Kapitän Martin Fiß entschieden gemeinsam mit der Mannschaft, das Spiel zu Ende zu bringen. Ein Kompliment an das Schiedsrichtertrio um Roland Hillig, die ein schwieriges Spiel mit ihren Entscheidungen und ihrer Ausstrahlung letztendlich gut über die Bühne brachten.

Allen Preußen fiel natürlich ein mittelgroßer Stein vom Herzen, denn eine Niederlage wäre der Supergau gewesen. Wie schon in den letzten Duellen bewiesen unsere Akteure Moral und feierten den Ausgleich mit den mitgereisten Fans. Ein früherer Ausgleich hätte womöglich zur Wende geführt, doch die Chancenverwertung war vor allem in der zweiten Halbzeit ungenügend. Es war zwar auch Pech dabei und irgendwie schien das Mühlhäuser Tor vernagelt, doch zum Glück kam Martin der Retter. Unsere Mannschaft feierte den späten Treffer noch ausgiebig und verbleibt auf Platz 7. Nächste Woche kommt der Tabellennachbar aus Jena und da sind zu Hause wieder drei Punkte das Ziel.

In eigener Sache: Nein, wir werden jetzt nicht wie umgekehrt zum Salza-Cup 2022 den FC Union Mühlhausen mit einseitigen Stellungnahmen sowie Einträgen in den sozialen Medien durch die Wand nageln und nehmen auch die Entschuldigungen der Union-Verantwortlichen um Präsident Lars Herting und Trainer Patrick Krumbholz an. Die Tat eines Einzelnen kann man als Verein nur schwer verhindern, wir sind im Amateurfußball und der lebt vom Ehrenamt der helfenden Personen rund ums Spiel. Auch die Entscheidung nicht vom Feld zu gehen, war richtig, denn dieses rassige Derby sollte eine sportliche Entscheidung bringen und nicht vor dem Sportgericht enden. Ebenso wünschen wir dem verletzt ausgeschiedenen Tom Fränkel gute Besserung. Des Weiteren wurde der Böllerwerfer auf Preußen-Seite identifiziert und zur Rechenschaft gezogen. 

Tore: 1:0 Jurascheck (34./Foulelfmeter), 1:1 Fiß (90.+2)

Zuschauer: 674

Preußen: Patzer, Linz, Harnisch, Zickler, Finger (57. Kliem), Fernschild (71. Scheer), Sierra, Carsten Weis, Wiesner (67. Rösener), Engel (75. Carlo Weis), Fiß
weiter im Kader: Zamiar, Ritz

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