Friedrich Berger im Interview
von Clemens Süßenguth
Im Sommer 2019 tauchte ein neues Gesicht in der zweiten Mannschaft auf. Mit Friedrich Berger bereicherte ein erfahrener Fußballer das junge Team. Vor dem Testspiel beim FSV Behringen erzählte uns Friedrich, wie er den Weg zu Preußen gefunden hat und welche Eindrücke er in seinem ersten Jahr gewinnen konnte.
Hallo Friedrich, schön, dass du die Zeit gefunden hast ein paar Fragen zu beantworten. Noch nicht jeder kennt dich, verrate uns doch bitte wie es dich zu Preußen verschlagen hat.
Ich bin 2019 zu Preußen gekommen, weil ich in diesem Jahr nach Bad Langensalza gezogen bin. Ich bin also ziemlich neu hier im Verein und in der Stadt und war vorher an ganz verschiedenen Stellen. Aufgewachsen bin ich in Nordhausen und habe dort in meiner Jugend bei der TSG Krimderode Fußball gespielt. Zum Studium bin ich an verschiedenen Orten in Deutschland gewesen und habe während dieser Zeit keinen Vereinsfußball gespielt. Stattdessen war ich in der Uniliga aktiv und habe Unisport gemacht. Die letzten drei Jahre war ich zur Berufsausbildung ganz im Süden Sachsen-Anhalts in Goseck und habe bei der LSG Goseck in der Kreisliga gespielt. Seit 2019 wohne ich in Bad Langensalza, weil ich hier eine Arbeitsstelle bekommen habe und wollte natürlich weiter Fußball spielen. Und da war die erste Adresse Preußen. Dort habe ich mit Christian Maroldt gesprochen, ob das klappen kann.
Ein Vereins- und Wohnortwechsel ist immer eine Umstellung. Wie bist du reingekommen, wurdest du gut aufgenommen oder gab es Schwierigkeiten?
Es war eigentlich ziemlich angenehm. Ich habe mit Christian den Ansprechpartner im Internet gefunden, habe mit ihm gesprochen und konnte letzte Saison direkt in die Vorbereitung einsteigen. Ich war dann die ersten Male beim Training und lernte schnell die Leute kennen. Ich habe mich direkt wohlgefühlt. Die Umstellung fand ich ganz einfach und auch interessant, denn in der zweiten Mannschaft sind ja viele jüngere Spieler. Da bin ich ja schon einer der Ältesten mit meinen 30 Jahren, aber das hat sich für mich überhaupt nicht als nachteilig erwiesen.
Du bist jetzt ein Jahr hier, gibt es einen Moment oder ein Spiel, an das du dich besonders gern zurückerinnerst?
Eine gute Frage. Mein Gedächtnis ist insgesamt nicht so gut was Fußballspiele angeht (lacht). Ich erinnere mich natürlich vor allem an die Hinrunde, denn die Rückrunde war ja nicht so lang. Aufgrund von Corona war es eine sehr besondere Saison, in der wir einige Spiele nicht bestritten haben. Woran ich mich erinnere, war mein erstes Heimspiel gegen Birkungen. Es war natürlich etwas besonderes das erste Mal zu hause auf heimischen Platz mitzuspielen. Das war schon ein schönes Erlebnis.
Du arbeitest im Erprobungsraum, bist außerdem Pfarrer. Wie klappt das mit den Trainingszeiten und Spielen, gerade als Pfarrer hat man ja sonntags oft Termine?
Ja, das habe ich Christian von Beginn an gesagt, dass es bei mir nicht immer ganz einfach ist mit den Terminen. Es ist schon so, dass ich immer mal schauen muss. Ich finde es sehr schön, dass wir mit Mittwoch und Freitag zwei Trainingstermine pro Woche haben. Der Mittwoch passt mir ganz gut, den versuche ich auch nach Möglichkeit freizuhalten. Freitags habe ich ziemlich oft Veranstaltungen, da kann ich fast nur jedes zweite Mal im Schnitt. Bei den Spielen ist es so, dass es für mich tatsächlich geht. Darüber habe ich am Anfang auch nachgedacht. Dadurch, dass wir Sonntagnachmittag spielen, ist das in der Regel ganz gut möglich. Ich profitiere davon, dass ich hier eine besondere Pfarrstelle habe. Ich habe nicht jeden Sonntag Gottesdienst oder ähnliches, sondern bin vor allem für Projekte, für den Erprobungsraum, für das Ladenlokal da. Dadurch habe ich nicht jeden Sonntag einen Termin, zu dem ich muss, aber es kommt auch vor, dass Sonntag 14 Uhr eine Veranstaltung ist. Dann geht es eben nicht anders. Aber ich versuche das, so gut es geht, zu kombinieren. Es ist natürlich ein Beruf, der sehr viel Arbeitszeit, viele Abendveranstaltungen mit sich bringt. Ich habe nicht zum Beispiel von 8 bis 15 oder 16 Uhr Dienst, sondern oft auch abends Termine und das ist manchmal schon knifflig zu koordinieren.
Es heißt viele Fußballer seien abergläubisch, dazu bist du Pfarrer. Hast du Rituale oder schaust nach bestimmten Dingen?
Tatsächlich nicht. Ich bin nicht abergläubisch. Ich weiß, dass es da viele Sachen gibt, aber ich hatte noch nie irgendwelche Rituale. Vielleicht sollte ich mir welche angewöhnen, vielleicht würde es dann besser laufen (lacht). Nein, ich freue mich einfach, wenn ich guten Fußball erleben kann. Für mich ist es eine große Freude, wenn die Leute unverletzt bleiben. Ich finde, beim Fußball darf es auch emotional zugehen und man kann sich gegenseitig volllappen. Aber ich freue mich, wenn es danach auf einer anderen Ebene weitergeht und man sich wieder als Menschen gut begegnen kann.
Die letzte Saison wurde abgebrochen, Preußen stand zu der Zeit auf einem guten achten Tabellenplatz. Wie sieht es diese Saison aus, gibt es ein Saisonziel? Was kann die Mannschaft leisten?
Ich glaube, dass es durch diese Situation ungewiss ist. Es ist für alle merkwürdig. So eine Unterbrechung kam noch nie vor, in der man lange Zeit gar keine Spiele hatte. Ich finde es gut, dass wir eine ausführliche Vorbereitung hatten, mit vielen Testspielen, so dass man langsam wieder rankommt. Ich habe da mit der Mannschaft und der Besetzung ein gutes Gefühl, dass wir erfolgreich in die Saison starten. Ich selbst möchte einfach ein guter Teil der Mannschaft sein, auf und neben dem Platz unterstützen wo ich kann. Ich bin ja jetzt 30, für mich wird es immer wichtiger, dass ich körperlich fit bin, regelmäßig trainiere und mir dadurch eine körperliche Sicherheit hole. Ich merke, dass das eine viel größere Rolle spielt als noch vor fünf oder sechs Jahren. Da konnte ich auf den Platz gehen und dann ging es auch immer irgendwie. Das ist für mich die Aufgabe, richtig fit sein, damit ich auf der Höhe bin und die Mannschaft unterstützen kann, in welcher Weise und auf welcher Position auch immer. Offiziell möchte der Trainerstab im gesicherten Mittelfeld landen und mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Ich denke, es ist wichtig, mit den Erfahrungen der letzten Saison, dass wir an gute Leistungen anknüpfen. Wir wissen alle, wo wir Luft nach oben haben, so dass wir in der Liga eine gute Rolle spielen können.
Wenn wir etwas weiter in die Zukunft schauen und träumen dürfen, wo siehst du die Mannschaft und dich persönlich längerfristig, in vielleicht fünf Jahren?
Eine schöne, aber schwere Frage. Fünf Jahre ist eine lange zeit. Die Mannschaft sehe ich weiterhin da, wo sie jetzt ist. Es ist ein gutes Konzept, die zweite Mannschaft zu haben, um es vielen jüngeren Spielern zu ermöglichen den Sprung in den Männerbereich zu schaffen und junge Talente aus der Gegend für den Schritt in die erste Mannschaft vorzubereiten. Das sollte weiterhin ein wichtiger Punkt sein. Es wird sich personell sicherlich manches ändern. Für mich wäre es wünschenswert, wenn der Geist der Mannschaft auch in einigen Jahren bleibt, dass man geschlossen Auftritt, füreinander einsteht und eine gute Atmosphäre in der Mannschaft hat. Das ist eine positive Sache. Für mich selbst ist es sehr offen, wo ich in fünf Jahren bin. Da spielen sehr viele Faktoren eine Rolle: Wo ich arbeite, wo meine Partnerin arbeitet und einiges mehr. Dazu kann ich noch gar nicht allzu viel sagen. Aber ich würde mich freuen, wenn ich dann noch hier sein kann. Dann wäre ich 35, das geht natürlich schon stark Richtung Fußballerrente. Mal sehen was da noch geht.
Zum Abschluss fünf kurze Fragen:
Dein Spitzname?
Frieder
Deine Position?
Zentrales oder defensives Mittelfeld, manchmal auch auf Außen
Dein Lieblingsverein?
Borussia Dortmund
Dein Lieblingsmitspieler?
Lamin Touray
Dein Idol?
Meine Eltern
Vielen Dank für das ausführliche Interview. Viel Erfolg im anstehenden Spiel und in der kommenden Saison. Bis bald!