Gustav Wurschi im Interview
von Clemens Süßenguth
In der F-Jugend zu Preußen kommen und mit 18 Jahren in der 1. Mannschaft spielen – so sollte die Fußballerkarriere im Idealfall laufen. Abgesehen von einem Abstecher zum FC Rot-Weiß Erfurt verbrachte Gustav Wurschi seine sportliche Ausbildung in Bad Langensalza und stand uns per Telefon Rede und Antwort über die Vergangenheit, die aktuelle Situation und den Blick in die Zukunft.
Hallo Gustav, Grüße in die Quarantäne und schön, dass du die Zeit nutzt und die Öffentlichkeit mit deiner Geschichte versorgst. Verrate uns doch als erstes, wie es dich zum Fußball getrieben hat.
Früher habe ich erst Handball gespielt, in der Jugend des THC, denn meine Eltern waren nie Fußballfans. Meine Mutter wollte lieber, dass ich irgendwas anderes mache. Damals war ich in der 1. und 2. Klasse. Aber beim Handball haben wir zur Erwärmung häufig Fußball gespielt. Und da hat irgendwann meine Handballtrainerin gemeint, dass ich doch mal bei Preußen vorbeischauen soll, weil ich besser Fußball spielen kann als Handball. Da hab ich gedacht, dann probier ich das mal. Und so habe ich in der F2-Jugend angefangen unter Herr Lorenz und Herr Freytag.
Du warst hier bis zur C-Jugend, danach ging es nach Erfurt. Wie kam es zu diesem Schritt und was nimmst du aus der Zeit beim RWE mit?
Mein damaliger Trainer bei Preußen, Sven Harnisch, ist zu Rot-Weiß Erfurt gewechselt als Trainer und hatte zu mir gesagt, dass ich mir das auch mal überlegen soll, weil er meinte, dass das vielleicht etwas für mich ist. Er hat mir ein Probetraining organisiert und dann hab ich da immer mal mittrainiert. Irgendwann wurde mir gesagt, ich kann auf das Internat. Das war cool. Mitgenommen habe ich auf jeden Fall die Selbstständigkeit, ich bin ja mit 15 quasi zuhause ausgezogen und habe im Internat gewohnt. Aber natürlich sind auch coole Freundschaften entstanden. Mit manchen Jungs von dort hab ich immer noch Kontakt. Ich bin wieder zurück gegangen, denn ich habe gemerkt, der „Profifußball“ ist nichts für mich. Aber manche spielen jetzt in der Jugend bei Dynamo Dresden und trainieren bei den Männern mit. Es ist schon cool, sie jetzt im Fernsehen zu sehen.
Wie kam es zur Rückkehr in die Heimat?
Für mich war klar, dass ich bei Rot-Weiß nicht mehr weiter spielen möchte. So weit von zuhause weg, das war nichts mehr für mich. Ich wollte wieder nachhause und dann war auch klar, dass ich wieder bei Preußen anfange und erstmal schaue ob es reicht für die Erste, sonst bei der Zweiten, weil A-Jugend gab es ja keine. Irgendwann habe ich mich mit Benno in Kontakt gesetzt und wir haben telefoniert und dann ist das alles seinen Gang gegangen.
Aus den B-Junioren direkt in den Männerbereich, fiel dir der Wechsel schwer?
Es war am Anfang natürlich eine Umstellung. Auch wenn vielleicht das technische Niveau in der Regionalliga B-Jugend mit dem der Männerverbandsliga gleich kam, ist es etwas ganz anderes gegen Männer zu spielen, die sich nicht wegdrücken lassen. Sonst konnte ich mit meinem Körper manchmal noch punkten, aber da war es schwierig, da musste man andere Lösungen finden sich durchzusetzen. Im ersten Jahr hat es ab und zu mal geklappt, aber ich habe jetzt immer mehr gemerkt dass ich besser reinkomme. Die Mannschaft hat mich gut aufgenommen, das war gar kein Problem. Nur spielerisch musste ich mich erstmal an die Verbandsliga gewöhnen. Aber mittlerweile bin ich da ganz gut drin, denke ich.
Der Saisonverlauf bis zur Unterbrechung zeigt nur eine Niederlage und vier Siege, dazu vier Unentschieden und im Pokal nimmt Preußen wieder Fahrt auf das Finale auf. Wie zufrieden bist du mit dem Verlauf bis Oktober?
Natürlich stehen wir in der Tabelle super da, das hätte wohl keiner so erwartet. Aber man muss auch sagen, dass sogar noch mehr drin gewesen wäre. Manche Unentschieden hätten wir für uns entscheiden können oder müssen. Und dann wären wir vielleicht schon auf Platz 4 oder 5, aber ich will mich jetzt auch nicht beschweren. Dadurch ist es doppelt schade, dass Corona dazwischen funkt, wenn wir gerade so gut stehen in der Liga und auch so gut zusammen gespielt haben. Es wird spannend, ob das nach der Pause gleich wieder so klappt. Andererseits ist vielleicht auch alles drin für uns, wenn wir gut am Ball bleiben.
Wenn die Saison fortgesetzt wird, werden die Karten sicher neu gemischt und es wird darauf ankommen, wer wie frisch zurück kommt. Wie hält man sich fit in einer Pause, von der noch nicht abzuschätzen ist, wie lange sie andauert?
Wir haben vom Trainer immer mal Trainingsprogramme bekommen mit Laufen auf Zeit und Fitnessübungen. Es gab auch immer mal eine Woche frei, da hab ich tatsächlich auch relativ wenig gemacht. Aber jetzt hat der Trainer ein neues Programm gestartet, das hat er „Preußen 500“ genannt und da müssen wir als Mannschaft bis zum 31.12. 500 km laufen. Das sind für jeden 15 km, das ist auf jeden Fall zu schaffen. Wenn es uns gelingt, zahlt der Trainer 100 Euro in die Mannschaftskasse. Wenn wir es nicht schaffen, zahlen wir 100 Euro für eine gemeinnützige Organisation. Wir haben schon 50 km geschafft, aber es haben sich noch nicht alle beteiligt.
Zurück zu dir, wo siehst du deine persönlichen Stärken und Schwächen im Fußball?
Ich bin gut in der Kondition, Ausdauer und auch Geschwindigkeit, also physische Stärken. Ansonsten macht mir die Technik manchmal noch Probleme, Ballverarbeitung, An- und Mitnahme. Da hab ich auch gemerkt, dass es im Vergleich zu Rot-Weiß Erfurt-Zeiten wieder abgenommen hat, durch die mangelnde Trainingsintensität hier bei Preußen. Weil wir nur zwei Mal trainieren statt fünf Mal. Das ist ja auch ok, nur muss ich schauen, dass ich da wieder rankomme.
Du spielst jetzt über 10 Jahre aktiv Fußball. Was sind die Momente, die du in Erinnerung behältst, gibt es etwas, das dich geprägt hat?
Bei Rot-Weiß Erfurt haben wir mal bei Jugend trainiert für Olympia den Landespokal gewonnen und sind nach Berlin gefahren und haben gegen die anderen Bundesländer gespielt. Das war eine gute Erfahrung das mitzumachen, eine Woche lang in Berlin und dort Fußball zu spielen gegen andere Auswahlmannschaften aus den anderen Bundesländern. Bei Preußen der Salza Cup Sieg natürlich, egal ob als Spieler oder als Zuschauer. Das ist immer ein Erlebnis, wenn Preußen das Ding holt, ist es immer geil. Sonst tatsächlich auch das Pokalfinale, auch wenn ich da nur als Zuschauer dabei war, aber es war trotzdem cool zu sehen was man auch als Preußen Bad Langensalza erreichen kann, wie weit man noch kommen kann, sogar um die Teilnahme am DFB-Pokal zu spielen. Das fand ich sehr cool, da hab ich mich gefreut nächste Saison mit dem Team spielen zu dürfen.
Worauf kommt es an um es aus der Jugend bei Preußen in dem Männerbereich zu schaffen, vielleicht sogar in die 1. Mannschaft?
An erster Stelle auf jeden Fall der Spaß, dass man aber auch dabei bleibt, nicht den Verein wechselt oder aufhört, wenn die Saison nicht so läuft oder der Kader nicht so stark ist. Dass man trotzdem versucht sich selbst immer weiter zu entwickeln, auch im Training. Da möglichst alles aus sich rauszuholen und auch mal, weil es eben nicht so trainingsintensiv ist mit zwei Einheiten, was selber macht, Laufen gehen oder so. Das klingt vielleicht streberhaft, aber ich denke das hilft auf jeden Fall weiter, wenn du nicht so viel Talent hast. So hab ich es jedenfalls geschafft.
Du hast sicherlich noch einige Jahre als Fußballer vor dir, was hast du dir noch vorgenommen?
Auf jeden Fall mit Preußen, wenn das nächstes Jahr geht, einen guten Saisonabschluss hinzulegen. Sonst längerfristig vielleicht, wenn es sich irgendwann mal ergibt, auch höher zu spielen, am liebsten natürlich mit Preußen. Aber Verbandsliga würde mir auch vollkommen ausreichen und ich konzentriere mich darauf ein gescheites Studium hinzukriegen. Vielleicht auch nochmal hoch im Pokal mitspielen, das Finale erreichen, das wäre so ein Träumchen.
Du kamst schon auf das Studium zu sprechen, das ist in deinem Alter immer ein großes Thema. Hast du schon darüber nachgedacht, ob es dich vielleicht auch in die Ferne zieht?
Darüber hab ich mir natürlich schon Gedanken gemacht. Ich bin leider noch sehr unschlüssig, was ich machen will, wenn ich mein Abitur habe. Ich hoffe natürlich, dass ich noch weiter bei Preußen spielen kann, dass sich das trotz Entfernung ergibt. Ich will auf jeden Fall weiter Fußball spielen und wenn es nicht machbar ist, dann muss ich schauen, dass ich mir erstmal einen anderen Verein suche.
Hast du einen Spitznamen?
Mein Nachname eigentlich meistens, Wurschi einfach nur. Lange Zeit hatte ich bei Preußen den Spitznamen Mark, wegen Mark van Bommel. Der wurde mir als Vorbild gehalten, weil ich früher recht viel gefoult habe. Da war ich noch nicht so schnell und kam nicht hinter jedem Gegenspieler hinterher, also musste ich auch mal einem die Beine wegtreten oder so. Aber das hat sich gebessert.
Deine Position?
Unterschiedlich. Eigentlich am liebsten linker Flügel, aber bei der Ersten kam ich häufiger als linker Verteidiger auf das Feld. Aber vorne ist eigentlich mein Ding, wo ich schön die Bahn langlaufen kann.
Dein Lieblingsverein?
Bayern München
Dein Lieblingsmitspieler?
Bei Preußen sind das Simon Scheer oder Philipp Franke.
Dein Idol?
Mir wird oft vorgehalten, dass ich etwas aussehe wie Toni Kroos. Und ich muss auch sagen, es wäre schon schön, wenn du so eine Ballbehandlung und Ruhe im Spiel hast. Das ist wahrscheinlich ein kleiner Traum, dass ich versuche dahin zu kommen. Also am meisten wahrscheinlich Toni Kroos, weil der auch bodenständig und ein lockerer Typ ist. Den finde ich cool.
Vielen Dank für die offenen Worte, die die Pause ein wenig verkürzen können. Hoffen wir, dass du gesund aus der Quarantäne kommst und dann sehen wir uns hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft wieder im Stadion. Die letzten Worte gehören dir.
Ich grüße alle aus der 1. Mannschaft, alle Spieler, Betreuer und Trainer und hoffe, dass wir uns bald wiedersehen und dass alle die Coronapause fit überstehen und gesund bleiben.