Hilbrahimovic trifft endlich
von Markus Fromm
Sein erstes Pflichtspieltor im Männerbereich erzielte am Sonntag Georg Hildebrandt! Grund genug, ihn in dieser Woche ins Verhör zu nehmen!
Herzlichen Glückwunsch zu deinem sensationellen Schuss Georg! Du als Preußen „Urgestein“ hast es auf jeden Fall verdient!
Danke, wurde aber auch Zeit! Das stimmt so aber nicht ganz, denn mit dem Fußball habe ich 2000 im Alter von 5 Jahren beim SV Sundhausen begonnen. Meine Großeltern kannten den dortigen Trainer der E-Junioren und so habe ich dort angefangen. Der Trainer erkannte aber schnell mein Potential und hat mir zu einem Wechsel zum FSVP geraten. Nach langen Gesprächen wurde ich für eine gehörige Ablösesumme transferiert (lacht). Bei Preußen habe ich dann alle Jugendmannschaften durchlaufen und unter diversen Trainern gespielt. Natürlich bei den Klassikern Mario Zahn und Klaus Schiller, dann bei Marion Köhler, Theo Bechtel, Steffen Echtermeyer und die wohl prägendste Zeit hatte ich unter Christian Maroldt.
Wie hast du den Übergang in den Männerbereich gemeistert?
Das ging ganz plötzlich. Ich bin quasi aufgewacht und musste Zweite spielen. Letztes Jahr in der Winterpause hatte die Mannschaft durch einige Abgänge große Besetzungsprobleme und so war die Ansage, dass alle 95er aus den A-Junioren in die Zweite aufrücken sollen. Ehe ich mich versah, war ich mit in Craula beim Trainingslager. Das war natürlich ein Erlebnis, aber auch eine Umstellung. Wurde in den Junioren von den Trainern noch Professionalität verlangt, habe ich bei besagtem Trainingslager mitbekommen, auf was ich mich eingelassen hatte. Bis in die Morgenstunden wurde Tischtennis gespielt und auch das eine oder andere Getränk genossen, ehe es um 7 „putzmunter“ zum Waldlauf ging. Ein verrücktes Wochenende war das und quasi der Startschuss meiner Karriere in der zweiten Mannschaft.
In dieser Saison spielt die zweite Mannschaft bisher eine recht ordentliche Saison, zuletzt mit 3 Siegen in Folge. Beschreibe uns doch mal die aktuelle Stimmung im Team.
Dadurch, dass wir vor der Saison einige neue Spieler dazu bekommen haben, läuft es natürlich besser als letztes Jahr in der Rückrunde, in der es nur darum ging, die zweite Mannschaft am Leben zu halten und wir nur auf die Mütze bekommen haben. In der Kreisliga macht es auf jeden Fall mehr Spaß zu spielen und auch zu trainieren. Manchmal fahre ich nach der Uni sogar unter der Woche nach Hause, um zum Training zu gehen und mit den Jungs zusammen zu sein. In der Mannschaft stimmt es auf jeden Fall, jeder gönnt jedem alles. Das hat mich am Sonntag besonders gefreut, als nach meinem Tor alle auf mich zu kamen und gefeiert haben. Auch unser Trainerteam um Jürgen, Torsten und Jens ist voll engagiert und motiviert uns immer wieder super!
Das erste „echte“ Tor. Ein einmaliger, magischer Moment! Gib’s zu, es war gewollt!
Seit Wochen meinten die Trainer, dass es bei mir Zeit mit einem Tor wird. Ich habe das Vertrauen gespürt und in Ufhoven war es dann so weit. Schon beim Mittagessen meinte mein Vater, dass es an dem Tag klappen würde, auch bei der Mannschaftsbesprechung hat es „Bittel“ vorausgesagt. Ich habe einfach abgezogen und als der Ball im Netz einschlug, wurden die Endorphine frei. Ich bin zur Trainerbank gerannt und alle Spieler kamen zum Gratulieren. Es war ein schönes Gefühl, etwas zum Sieg beigetragen zu haben, so wie jeder am letzten Sonntag. Jetzt kann ich natürlich für nichts garantieren, aber ich hoffe, dass in den nächsten Spielen noch ein paar Tore folgen.
Was denkst du, welchen Platz ihr am Ende der Saison erreicht?
Momentan sind wir im Flow, wie unser Trainerteam zu sagen pflegt und ich hoffe, dass wir unsere Serie ausbauen können. Das liegt aber ganz allein in unserer Hand. Das Ziel der Mannschaft ist Platz 3 oder 4. Das ist durchaus möglich. Wir wollen als Mannschaft wachsen und uns weiterentwickeln. Vielleicht gelingt es in 1 bis 2 Jahren wieder höher anzugreifen. Gerade in Anbetracht des wahrscheinlichen Aufstiegs der ersten Mannschaft wäre für uns als Zweite die Kreisoberliga eine schöne Geschichte. Dafür legen wir zurzeit den Grundstein.
Du hast die Erfolgswelle der ersten Mannschaft angesprochen. Wohin führt deiner Meinung nach der Weg des Teams in nächster Zeit?
Zunächst mal in die Verbandsliga ;-). Dort gilt es sich erstmal zu etablieren. Es kommen einige interessante Spiele, um nicht zu sagen, das Derby. Man muss gucken, wie das Team in der neuen Liga funktioniert, aber einen sichereren Mittelfeldplatz halte ich auf jeden Fall für möglich. Dann wird man sehen, ob nach ein paar Saisons noch mehr drin ist bzw., ob der Verein entscheidet, dass dieser reicht oder nicht. Ich sehe momentan beide Männermannschaften auf einem guten Weg.
Zweifelsohne ist der Kader der ersten Mannschaft breit aufgestellt. Wenn dann Spieler „von oben“ die Zweite unterstützen, bleibt für dich oft nur die Rolle als „Joker“. Was ist dein Standpunkt dazu?
Die Sache ist ja die, dass ich in den letzten 5, 6 Saisons in der Jugend als Torwart gespielt habe. Als Stürmer bin ich zuletzt in der F-Jugend aufgelaufen. Realistisch gesehen muss man sagen, dass ich nun in der Zweiten auf dieser Position keine Bäume ausreißen kann, ich mich aber natürlich durch kontinuierliches Training verbessern und dem Trainerteam anbieten will. Jeder Fußballer will doch seiner Mannschaft helfen und wenn die Jungs aus der Ersten dabei sind, ist klar, dass im Sinne der Mannschaft die stärkste Mannschaft anfängt und dann versuche ich eben, meinen Teil als Joker beizutragen. Was anderes wäre es, wenn einer, der gar nicht zum Training kommt, spielen darf und ich 90 Minuten auf der Bank sitzen müsste. Dann würde ich mir auch sagen „Leckt mich am Arsch, ich gehe“, aber das ist nicht der Fall. Das Trainerteam findet da eine gute Mischung und gibt mir auch das Gefühl, dabei zu sein und gebraucht zu werden. Schön, dass ich das gegen Ufhoven mit einem Tor zurückzahlen konnte.
Du hast deine Torwart-Vergangenheit angesprochen. Deine Qualitäten zwischen den Pfosten sind wohl nur Insidern bekannt. Wärest du für mehr bereit?
Eigentlich wollte ich nie ins Tor, aber wie es so ist, war in den D-Junioren auf einmal kein Keeper mehr da, weil die alle andere Interessen hatten. Wie auch immer, der Größte musste ins Tor und das war dann halt ich. Wegen fehlendem Personal und vermutlich auch nicht zuletzt wegen nicht ganz so schlechter Leistungen blieb ich dann bis zum Ende meiner Jugendzeit Torwart. Durch 2 Jahre Verbandsliga während der A-Jugend konnte ich natürlich einige Erfahrungen im Tor sammeln und mich entwickeln. Im Männerbereich war dann Krapfi aber schon etwas etabliert, so dass ich wieder auf das Feld wechselte, da ja ohnehin Spielermangel herrschte. In der gerade vergangenen Wintervorbereitung hatte ich aber mal wieder die Gelegenheit, die Handschuhe anzuziehen. Beim Testspiel gegen Wutha-Farnroda stand ich im Kasten und obwohl wir 1:3 verloren haben, bekam ich recht positive Resonanzen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, ein Comeback im Tor zu geben, auch in Anbetracht dessen, dass Krapfi nach der Saison nicht mehr zur Verfügung steht. Allerdings will ich auch keinem Juniorentorwart, der eventuell aufrückt, den Platz wegnehmen. Das müssen die Trainer entscheiden, ich stünde aber Gewehr bei Fuß.
Nochmal zurück zur Ersten Mannschaft. Du warst damals zum Aufstieg in die Landesklasse als C-Junioren-Spieler und Fan beim legendären Spiel in Siebleben dabei. Was sind deine Erinnerungen daran und die Jahre danach?
Das Spiel und die Euphorie damals waren der absolute Wahnsinn. Der Aufstieg 2009 war einmalig, die Entwicklung des Teams von der Bezirksliga über die Landesklasse und jetzt in die Verbandsliga ist absolut positiv. Als Fan habe ich dies wohlwollend miterlebt und habe die Mannschaft auch immer zu vielen Spielen im Fanblock unterstützt. Auch wenn unsere Fanszene mittlerweile aus verschiedenen Gründen nicht mehr ganz so aktiv ist, versuche ich die Spiele der 1. Mannschaft zu besuchen oder schaue zumindest nach den Ergebnissen. Ich finde es nach wie vor schön, dass der Kern der Mannschaft aus Leuten aus LSZ und Umgebung besteht und viele Spieler aus unserer Jugend stammen. Wie man es von außen mitbekommt, stimmt im Team die Chemie. Alle Spieler identifizieren sich voll mit der Mannschaft und dem Verein und wenn sie bei uns in der Zweiten aushelfen, geben sie immer alles. So soll es laufen!
Wie einige wissen, spielst du beim Auftritt der Nackten Reiter die Trommel. Woher hast du dieses Rhythmusgefühl?
Das ist richtig. In meinen wilden Jahren, als ich noch zur Schule ging, war es natürlich etwas anderes, als jetzt. Ich hatte am Wochenende immer Zeit und konnte quasi alle Spiele der Ersten besuchen. Mit der Fangruppe sind einige besondere Erlebnisse verbunden und auch einige Freundschaften wie mit Sven oder Frommel entstanden, die nicht mehr weg zu denken sind. Immer, wenn es auf den Rängen mal wieder laut wird, geht mein Herz auf. Zur Trommel bin ich eigentlich eher zufällig gekommen. In der 10. Klasse sollten wir bei einem Schulauftritt ein Lied singen und einer musste dazu die Trommel spielen. Unser Musiklehrer hat ein Casting veranstaltet, dabei waren die ersten 5 Leute so schlecht, dass ich gesagt habe, ich mache das jetzt und der Lehrer hat sich dann auch gleich auf mich festgelegt. Bei einem Auswärtsspiel, ich glaube es war damals in Hildburghausen, durfte ich mich dann bei den Fans mal ausprobieren. Das hat ganz gut geklappt und dann bin ich dabei geblieben.
Du hattest vorhin schon dein Studium erwähnt. Wo treibst du dein Unwesen und was wird dir dort beigebracht?
Ich bin in Jena und studiere Lehramt. Das passt ganz gut, denn dadurch kann ich mindestens einmal in der Woche trainieren. Der Stundenplan ist zwar jedes Semester anders, aber freitags versuche ich immer da zu sein. Manchmal auch mittwochs, wenn nicht, gehe ich in Jena joggen. Meine Fächer sind Geschichte und Philosophie. Frag mich jetzt aber nicht, was alles im Studium der Philosophie behandelt wird, denn dafür bräuchten wir ein extra Interview.
OK, dann kommen wir zu einer anderen Philosophie. Manch einer weiß ja, dass du in der Bundesliga dem HSV die Daumen drückst. Willst du dazu etwas sagen oder lieber nicht?
Was soll ich groß dazu sagen? Ergebnisse wie 0:8 oder 2:9 können einen auch nicht mehr schocken, wenn man in 2 Saisons A-Jugend einmal 117 und einmal 71 Gegentore kassiert. Dieses Jahr kann nur der erneute Nichtabstieg das Ziel sein. Wünschenswert wäre es, wenn der Verein mittelfristig wieder großartige Europacupnächte feiern könnte, aber da ist mehr der Wunsch Vater des Gedanken. Zum HSV bin ich ganz klassisch über meinen Vater gekommen, mit dem ich als Kind Fußball geschaut habe. Da ich damals noch manipulierbar war, habe ich eben diese Leidenschaft übernommen, die mein Vater ebenfalls seit seiner Jugendzeit verfolgt. Irgendwann ist dann mehr Leidenschaft entstanden und ich bin so etwas wie ein Fan geworden. Was im Verein zur Zeit falsch läuft bzw. falsch gelaufen ist, ist wohl auch nur in einem separaten Interview zu klären. Aber es ist am besten mit dem berühmten Fass ohne Boden zu beschreiben.
Öfters erzählst du nach dem Training oder Spiel Anekdoten aus deiner Jugendzeit bei Preußen. Kannst du uns eine Kostprobe deiner Geschichten geben?
Da fällt mir doch spontan das Spiel mit den A-Junioren letztes Jahr in Leinefelde ein. Ich wa bereits im Kader der zweiten Mannschaft, so dass ich am Freitagabend zum Frühlingsball an meinem ehemaligen Gymnasium in Großengottern gegangen bin. Wir haben halt ein bisschen tiefer ins Glas geschaut. Morgens rief mich dann Christian Maroldt an, ob ich nicht bei den A-Junioren ins Tor gehen könnte. Ich habe natürlich zugesagt, obwohl ich seit einem halben Jahr nicht mehr im Tor gestanden hatte und noch nicht ganz munter war. Beim Treffpunkt waren wir 7 Mann und sind mit Theo Bechtel schon losgefahren, während Christian noch irgendwo ein paar Spieler eingesammelt hat, die ebenso noch etwas mitgenommen vom Abend waren. Auf der Hinfahrt waren wir am Überlegen, ob wir den Gegner einen Deal anbieten, weil wir dachten, wir haben mit dem Aufgebot eh keine Chance. Dieser wurde aber abgelehnt. In Leinefelde musste ich dann auch noch den elektronischen Spielbericht übernehmen, bei dem ich mich selbst als Kapitän eingetragen habe und hatte vielleicht 5 Minuten Zeit zum warm machen. Ich bin zwei Mal hin und her gelaufen und das einzige was ich vor dem Spiel gehalten habe, war eine motivierende Rede im Mannschaftskreis. Wie erwartet war es ein Spiel auf ein Tor. Irgendwie schafften wir es, das Gegentor zu verhindern und kurz vor der Halbzeit habe ich sogar noch einen Elfmeter gehalten. Nach der Pause machten wir wie aus dem Nichts 2 Tore und verteidigten nach einem Gegentor wie die Wilden. Tatsächlich brachten wir das Ergebnis über die Zeit und feierten unseren ersten Saisonsieg. Die demoralisierten Leinefelder senkten die Köpfe, wir feierten ausgelassen und als wir zurück in Bad Langensalza waren, bin ich überglücklich noch für die Zweite gegen Struth aufgelaufen.
Obwohl du mit deiner Länge nicht mehr ganz als „Unstrutspatz“ durchgehst, hast du dieses Jahr den Kindergarten-Cup gewonnen. Wie kam es dazu und könntest du dir vorstellen auch Kinder unserer Nachwuchsmannschaften zu betreuen?
Da meine Mutter Kontakte zur Kita „Spatzennest“ in, was für ein Zufall, Ufhoven hat, hat sie mich gefragt, ob ich mit den Kids vor dem Turnier ein wenig üben und sie während des Cups betreuen könnte. Da mir die Arbeit mit Kindern Spaß macht, habe ich es übernommen und wir haben tatsächlich gewonnen. Die Jungs und Mädels waren so begeistert, dass sie mich glatt umgeschmissen haben und auf mir gehüpft sind. Das schaffen nicht viele. Prinzipiell hätte ich schon Interesse, die Jüngsten im Verein zu trainieren. Es macht schon Spaß, wenn man die vielen Kinder in den G- und F-Junioren sieht. Allerdings muss ich abwarten wie der Stundenplan bzw. das Praktikum im nächsten Jahr es zulässt.
Möchtest du noch was loswerden, auch in Hinblick auf das nächste Spiel gegen den Spitzenreiter?
Wie gesagt macht es bei Preußen sehr viel Spaß, vor allem weil ich mit Leuten zusammenspiele, mit denen ich quasi mit dem Fußball angefangen habe, wie Philipp Schecher oder Richard Lorenz.
Gegen Kirchheilingen haben wir auf jeden Fall etwas gut zu machen. Alle rechnen mit einem Sieg von Kirchheilingen, aber nach 3 Siegen in Folge haben wir nichts zu verlieren. Beide werden sehr motiviert sein. Wir wollen ein schönes Spiel zeigen und uns nicht noch einmal abschießen lassen.
Vielen Dank Georg für das überaus interessante Interview. Wir wünschen dir als „Hilbrahimovic“ noch das eine oder andere Tor und der zweiten Mannschaft weiterhin eine erfolgreiche Rückrunde!