Jubilar Thomas Wirth stellt sich den Fragen
von Markus Fromm
Unser gestriges Geburtstagskind Thomas Wirth ist froh, dass er gemeinsam mit der 1. Mannschaft wieder auf dem Trainingsplatz stehen kann. Außerdem sind er und das Team heiß auf das Spiel in Gera nächste Woche. Grund genug, unserem Jubilar ein paar Fragen zur aktuellen Lage zu stellen.
Hallo Thomas. Letzte Woche Donnerstag habt ihr erstmals wieder gemeinsam als Mannschaft auf dem Platz gestanden. Wie waren die ersten Trainingseinheiten nach über 7 Monaten?
Erstmal herzlichen Dank für die zahlreichen Glückwünsche zu meinem Geburstag! Viele Grüße an euch alle und schön, dass ihr weiterhin Interesse an unserer Mannschaft habt! Das erste Mal nach so langer Zeit wieder auf dem Rasen zu stehen, war schon etwas Besonderes. Durch die feuchte Wetterlage hatten wir optimale Bedingungen zum Fußballspielen. Mit der Beteiligung bin ich sehr zufrieden. Letzten Donnerstag hatten wir 21 Jungs zum Training, am Dienstag waren sogar 23 Mann da. Außerdem gab es individuelle Laufpläne für die Spieler, welche natürlich alle heiß sind auf das Spiel in Gera nächste Woche. Zudem konnten wir bereits zwei Neuzugänge beim Training begrüßen und auch der eine oder andere Spieler, der uns verlassen wird, hat sich noch mal voll reingehängt.
In der langen Zeit des Lockdowns, habt ihr etliche Einheiten im Cyber-Training abgehalten. Wie ist das abgelaufen und denkst du, dass es aktuell Vorteile in Sachen Fitness bringt?
Die Einheiten sind für die Beibehaltung der Kondition wichtig gewesen. Die virtuellen Krafttrainings sind über Zoom gelaufen und wurden gut angenommen. Vor allem Thilo Kleinert und Philipp Franke haben sich sehr engagiert und die Jungs angeleitet. Nebenbei gab es regelmäßig Laufpläne für die Mannschaft, so dass alle ihre Ausdauer beibehalten haben. Wichtig war, dass wir uns als Team regelmäßig gesehen haben. Auch wenn es nur am Monitor war, aber das hat den Zusammenhalt sehr gefördert. Einige Dinge sind natürlich im Online Training auf der Strecke geblieben. Gewisse Spielformen, Drehungen oder Sprints holen wir jetzt in den Trainingseinheiten auf dem Platz nach.
Mit Rico Gothe hast du ab sofort einen neuen Co-Trainer. Wie kam das zu Stande und wie ist die Harmonie zwischen euch?
Nachdem Rico im Herbst die Diagnose bekam, dass er als aktiver Spieler nicht weitermachen kann, sind wir gleich ins Gespräch gekommen, um ihn auf jeden Fall im Team zu halten. Dabei spielte die Funktion erstmal gar keine Rolle. Da aber Jörg Weißenborn zeitig kommuniziert hat, dass er als Co-Trainer der 1. Mannschaft nicht weiter machen möchte, lag der Posten für Rico auf der Hand. Ich hatte zu ihm als Spieler immer ein fachlich gutes Verhältnis, außerdem ist er in der Mannschaft akzeptiert. Wir haben einen guten Umgang miteinander, sonst hätte es nichts gebracht. Mir ist klar, dass es für ihn als 28-Jährigen ohne jegliche Trainererfahrung völliges Neuland ist, aber Rico ist sehr nah am Team dran und das ist ein wichtiger Vorteil. Es gibt intern einige Dinge, die mir sehr wichtig sind, ich muss gleichzeitig aber auch nicht alles von der Mannschaft wissen. Rico ist da ein wichtiger Faktor in der Kommunikation, was den Spagat zwischen Team und Trainer angeht.
Kommen wir zum aktuellen Geschehen. Wie hast du auf die Auslosung des Playoff-Halbfinals reagiert?
Alle 4 Teams fangen momentan von Null an. Das heißt, die Ausgangslage ist für alle im Prinzip gleich. Es wird darauf ankommen, wer das Beste aus den 14 Tagen Trainingszeit macht. Im Spiel in Gera wird viel auf Glück oder Pech ankommen. Mir ist klar, dass Wismut auf einigen Positionen stärker besetzt ist und den Heimvorteil genießt. Sie verfügen noch dazu über einige Spieler mit Erfahrung aus der Oberliga. Ein Vorteil für uns ist möglicherweise, dass Gera etwas unter Druck ist, da der Verein das ganz klare Ziel Oberliga ausgerufen hat. Wir können also entspannt an die Sache herantreten. Allerdings will ich das Spiel schon professionell angehen. Ich sage klar und deutlich, dass ich das Duell nicht als Halligalli sehe und nicht zum Spaß nach Gera fahre. Mein und unser Anspruch ist auf jeden Fall das Finale vor Zuschauern zu Hause in Bad Langensalza zu spielen. Ein Heimspiel am nächsten Sonntag wäre für den Teamgeist und den Verein sehr wertvoll sowie ein tolles Geschenk an die Preußen-Familie – egal wie es ausgeht.
Mit Marcus Dörfer, dem Trainer der BSG Wismut Gera verbindet dich eine lange Freundschaft. Wie habt ihr beide euer Aufeinandertreffen aufgenommen?
Wir hätten uns natürlich beide ein Duell im Finale gewünscht. Ich bin mit Marcus fast täglich in Kontakt – wir tauschen uns aus, wie wir beide unsere Teams auf das Spiel vorbereiten. Da wir uns schon so lange kennen, ist es schön, dass wir wieder gegeneinander spielen. Selbstverständlich gehen wir respektvoll miteinander um, doch natürlich wollen wir auch beide das Spiel für unsere jeweilige Mannschaft entscheiden. Trotzdem freuen wir uns in erster Linie, dass überhaupt wieder Fußball gespielt wird und wir würden uns gegenseitig den Erfolg gönnen.
Wir haben in den bisherigen zwei Punktspielen in Gera jeweils deutlich verloren. Woher nimmst du den Optimismus, dass wir dieses Mal siegreich vom Platz gehen werden?
Ganz einfach, aller guten Dinge sind drei. Nein, ich denke, dass wir in den bisherigen Spielen im Stadion am Steg zu viele individuelle Fehler gemacht haben. Das hat uns leider zu viele Gegentore eingehandelt. Nichtsdestotrotz hatten wir in beiden Spielen große Möglichkeiten, den Ausgleich oder sogar die Führung zu erzielen, was die Spiele womöglich in eine andere Richtung gekippt hätte. Außerdem standen uns damals einige Spieler nicht zur Verfügung, die nun dabei sind. So zum Beispiel Martin Jäger oder Carsten Weis, welcher die Geraer Mannschaft aus seiner Zeit bei der Wismut sehr gut kennt.
Unabhängig davon, wie das Rennen um den Aufstieg in die Oberliga ausgeht, wie sind deine Zielstellungen für die kommende Saison 2021/22?
Ich sehe zunächst Arnstadt als Favoriten um den Aufstieg. Sollte uns der Aufstieg tatsächlich gelingen, müssen wir natürlich vieles neu planen. Ich weiß aber, dass wir als Außenseiter in das Spiel in Gera gehen werden. Von daher machen wir uns keinen Druck. Ich sehe, dass wir als Team unheimlich stark sind und ein überragendes Mannschaftsgefüge haben. Das habe ich bisher als Trainer noch nicht oft erlebt. Auch das Team um das Team ist sehr engagiert und mit viel Freude am Werk. Sei es der Vorstand, die Betreuer, die Ordner und viele Eltern der Spieler. Dieser Zusammenhalt kann uns ins Finale um den Aufstieg tragen.
Bis zum 30.6. läuft die Wechselperiode. In den kommenden 3 Wochen wird sich sicherlich noch einiges tun auf dem Transfermarkt. Wie sind aktuell die Planungen bzw. Ergebnisse beim FSVP?
Das ist aktuell sehr schwierig einzuschätzen. Bis Ende Juni kann personell noch viel passieren. Es gibt sicherlich Spieler, die sich umorientieren und spekulieren. Womöglich schauen auch bisherige Regionalliga- oder Oberligaspieler auf die unteren Ligen, da sie in den letzten Monaten in Kurzarbeit gesteckt haben und nun erkennen, dass sie Fußball und Beruf irgendwie in Einklang bringen müssen. Auf ein bis zwei Positionen habe ich noch Wünsche für Verstärkungen, aber da muss man abwarten, was sich ergibt.
Dennoch stehen wohl einige Abgänge fest. Andere Clubs werden sicherlich nicht schlafen bei Neuzugängen. Was wird die neue Saison bringen?
Grundsätzlich wollen wir einen einstelligen Tabellenplatz erreichen. Es ist ein schmaler Grad. Wir wissen, dass wir Spieler mit Potenzial für die Oberliga haben. Wir möchten die Jungs gerne halten, andererseits muss man verstehen, dass sie als junge Spieler gern den nächsten Schritt gehen wollen. Trotzdem wissen wir, dass ein Aufstieg nicht planbar ist. Ich bin froh, dass bei uns das Umfeld stimmt und alle Leute auf ihren jeweiligen Positionen realistisch denken. Ganz klar wollen wir nächste Saison wieder oben mitspielen, wenn der Aufstieg jetzt nicht klappt. Dafür ist die aktuelle Aufstiegsrunde eine gute Möglichkeit, um schonmal an der Oberliga zu schnuppern. Das gibt ein gutes Feeling innerhalb der Mannschaft und auch für die Fans und Sponsoren ist es ein Zeichen in die richtige Richtung. Man redet über einen möglichen Aufstieg und setzt sich Ambitionen – wenn nicht jetzt, so könnte es in den nächsten Jahren ein Thema sein.
Du hast schon neue Spieler bzw. Abgänge angesprochen. Wann werden die Namen bekannt gegeben?
Wir warten bis Ende Juni ab, was sich noch tut. Dann wird alles offiziell veröffentlicht. Wir wollen keinem Spieler voreilig Druck bereiten. Bzw. wollten wir von den Jungs den Druck nehmen und ihnen trotzdem ein Zeichen geben, dass wir in der Aufstiegsrunde auf sie bauen. Außerdem finde ich es absolut unsportlich, über eventuelle Abgänge oder Zugänge zu berichten, wenn noch wichtige Entscheidungen über die kommende Saison und Ligazugehörigkeit ausstehen. Das hat definitiv was mit Respekt zu tun, dem Spieler und dem Verein gegenüber. Wenn andere Vereine oder Trainer das so kommunizieren, ist das ihre Art, meine und die der Preußen definitiv nicht.
Im Thüringen Pokal haben wir als FSV Preußen auf eine weitere Teilnahme verzichtet. Wurdest du bei der Entscheidung mit eingebunden?
Natürlich, ich habe das mit Benno abgestimmt und wir haben auch die Spieler befragt. Seit ich bei Preußen bin, habe ich zu 100 Prozent alle Entscheidungen zur 1. Mannschaft mit Benno besprochen. Es ist nie etwas in der Hinsicht passiert, was ich nicht wusste. Wir telefonieren oft miteinander, manchmal mehrmals am Tag, wenn es sein muss. In den letzten Wochen gab es bestimmt 40 bis 50 Konferenzen über Zoom zu verschiedenen Themen. Wir haben die Situation analysiert und sind zum Schluss gekommen, dass wir keine Doppelbelastung von Playoff und Pokal Spielen wollen. Arnstadt zeigt zwar, dass beides geht, doch wir haben für uns entschieden, dass wir auf den Pokal verzichten und die Entschädigungssumme als Verein einstreichen.
Es gab viele Diskussionen um die Fortführung des Thüringenpokals. Was ist deine persönliche Meinung zu der gefundenen Lösung?
Mit einem Finale Meuselwitz gegen Jena hätte ich mich anfreunden können. Nun ist es im Achtelfinale der Fall. Als Fan des FCC denke ich, dass Jena dort auf jeden Fall gewinnen kann und auch ein Favorit auf den Pokalsieg ist.
Apropos FCC. Die Fans des FC Carl-Zeiss haben eine Soli-Aktion ins Leben gerufen, welche allen 32 Vereinen helfen soll, die normalerweise den Thüringenpokal ausgespielt hätten. Hast du die Initiative in den Netzwerken verfolgt?
Ich habe davon gelesen, mich aber nicht weiter damit beschäftigt. Die Zeit, um unsere Trainingseinheiten zu planen und durchzuführen, hat mich sehr in Anspruch genommen. Außerdem studiere ich nebenbei noch Soziale Arbeit an der Fern-Uni. Noch dazu kehren wir in der Kita, die ich leite, wieder zum Normalbetrieb zurück. Daher hatte ich bisher keine Zeit, mir die Aktion der Jena-Fans anzuschauen. Trotzdem finde ich es lobenswert, dass aus der Basis heraus ein Projekt gestartet wird, welches auch uns als FSV Preußen zu Gute kommt. Von daher möchte ich und wir als Verein dafür werben, ein Ticket zu kaufen, was zu 80 Prozent unseren FSVP unterstützt!
Die letzte Frage fordert Thomas als Wahrsager: Denkst du, dass die kommende Saison vollständig durchgezogen werden kann?
Ich hoffe es! Die Prognosen sagen, dass bis zum Herbst 50 bis 60 Prozent der Leute vollständig geimpft sind. Dann sollte es eine ausreichende Immunität geben. Wenn es jedoch wieder eine Unterbrechung der Spielzeit geben sollte, haben wir auf jeden Fall viel Erfahrung, um damit umgehen zu können. Dann muss klar sein, dass nicht erneut alles um weitere 4 Wochen verschoben wird, sondern nochmal ein halbes Jahr Pause ist. Wir sind nun auf ein solches Szenario eingestellt und vorbereitet, von daher müssten wir es akzeptieren, wenn es so kommt. Trotz des Lockdowns haben wir ja weiter Sport getrieben, wenn auch individuell. Wichtig ist, dass wir im Team zusammengehalten haben und das würden wir auch bei einer erneuten Zwangspause tun.
Vielen Dank Thomas und viel Erfolg beim Spiel in Gera!
Den Dank kann ich nur zurück geben. Ich hoffe sehr, dass einige Preußen Fans beim Spiel in Gera dabei sein können! Sollten wir tatsächlich das Endspiel erreichen, hoffe ich auch nächste Woche Sonntag auf zahlreiche Unterstützer im heimischen Stadion der Freundschaft! Bleibt schön gesund und wir sehen uns!