14.03.1901 - 14.03.2021 --- 120 Jahre Preußen Bad Langensalza

von Benno Harbauer

Am heutigen Sonntag begeht unser Verein seinen 120. Jahrestag der Gründung. Beginnen wir einmal rückblickend mit an die Mitglieder gerichtete Worte aus der Festschrift zum 25-jährigen Vereinsjubiläum aus dem Jahr 1926.

Voll berechtigtem Stolz richten wir heute unsere Blicke in die Vergangenheit; voll Stolz über die gewaltigen Leistungen, die ein Häuflein Menschen – getragen von einem Willen, einem Wunsche und einem Ziele – vollbracht hat.

„Förderung und Erhaltung körperlicher Kraft und Gewandheit durch Pflege aller Leibesübungen nach den Bestimmungen der vorgesetzten Sportbehörden; Emporbildung der Mitglieder zu wahrhaften Charaktern, Pflege geistiger Güter, des Gemeinsinns und der Geselligkeit; Einwirkung auf die öffentliche Meinung durch Werbearbeit in Sport- und Tageszeitungen, um immer neue Anhänger für den echten Sportgedanken zu gewinnen.“

Formulierend hätte man heute etwas anders die Preußen-Geschichte erzählt, inhaltlich kann man es auf die heutige Zeit ein großes Stück übertragen. Die Gemeinschaft eines Sportvereins zu suchen war vor 120 Jahren nicht anders als heute, um mit Freude und mit Freunden dem Fußballsport nachzugehen. Gegründet wurde man einst, um den Fußballsport im organisierten Verein auszuüben. Gründungsmitglieder der ersten Stunde waren in Bad Langensalza bekannte Namen: Max Wachsmuth, Richard Holzhey, Rudolf Dörfler, Fritz Hentschel, Kuno Schmidt, Albert, Hetzer, Oskar Hinkeldey, Otto Doppleb, Karl Meister, Hermann Kallenberg, Erich Mörstedt, Hermann Köth, Fritz Stange, Fritz Ziegler, Lebrecht Rödiger.

Als erster Sportplatz wurde der am Schwefelbade genutzt, mit Restaurantbereich, was an den Wochenenden auch als Ausflugsziel genutzt wurde. Anfangs begnügte man sich mit Gegnern aus der Nachbarstadt Mühlhausen zu Freundschaftswettkämpfen, im Herbst 1910 erfolgte der Beitritt zum Verein Mitteldeutscher Ballspielvereine (VMBV) und somit auch eine geregelte Spieltätigkeit. Auch die Vereinsfarben damals wie heute: Schwarze Trikots mit einem schrägen weißen Streifen auf der Brust, schwarze Hosen oder ganz in Weiß mit schwarzen Bündchen. Mit der Fertigstellung des Preußen-Sportparks inklusive umlaufende Radrennbahn (heutiger Sportplatz unterhalb der Salza-Halle) am 22.08.1926 mit einem Spiel gegen den VFR Fürth (2:7) begann eine neue Zeitrechnung. Neben der sportlichen Betätigung auch in anderen Sparten wie Handball, Boxen, Wintersport, Hockey oder Radsport war auch die Geselligkeit im Sporthaus für den Verein eine Komponente des Vereinslebens.

Im I. Weltkrieg stand der Verein 1917 bereits einmal kurz vor der Auflösung, nur einigen engagierten Vereinsmitgliedern war der Erhalt zu verdanken. Die erste große Krise war überstanden. Die sportlichen Erfolge weit über Thüringens Grenzen hinaus in den 20er- und 30er-Jahren mit dem Höhepunkt von 6 Meisterschaften im Wartburggau und dem Einzug ins Endspiel um die Mitteldeutsche Meisterschaft in Dresden 1931, brachten dem Verein viel Ansehen und Bekanntheit ein. Mit der Umbenennung durch die Einheitssatzung des Reichsbundes für Leibesübungen in TSG 1860 Langensalza im Jahr 1938 und insbesondere mit Beginn des II. Weltkriegs war das Vereinsleben und die sportliche Betätigung zwar weiterhin von Bestand, der Spielbetrieb kam jedoch wegen der Kriegswirren 1943 vollständig zum Erliegen.

In der sowjetischen Besatzungszone nach dem Ende des Krieges kehrten auch die Fußballer zurück und trugen erste Freundschaftsspiele als Volksmannschaft Langensalza mit dem Stadtwappen auf der Brust aus. 1946 begann der Spielbetrieb wieder in der 1. Kreisklasse, zunächst als SG Sportfreunde gestartet, erfolgten die in der DDR üblichen Namensbezeichnungen aufgrund der jeweiligen Trägerbetriebe mit Einheit und Empor oder auch unter dem Namen des Widerstandskämpfers Werner Seelenbinder. Es waren sportlich überschaubare Jahre, aber wie Zeitzeugen berichten, gute Vereinsjahre mit einem unglaublichen Zusammenhalt. Im Jahr 1970, mit der Fusion der beiden größten Fußballsportvereine der Stadt Empor und Aufbau zur Betriebssportgemeinschaft Landbau begann eine neue Zeitrechnung. Unter der organisatorischen Führung von Heinrich Loth, der Sektionsleitung von Lothar Sommer sowie der sportlichen Leitung von Rainer Trölitzsch startete man bis in die 2. Liga der DDR durch und erlebte mit immensen Zuschauerzahlen im Stadion Freundschaft eine Fußball-Euphorie.

Mit dem Ende der DDR besann man sich mit der Umbenennung in den Traditionsnamen SV Preußen 01 Bad Langensalza im Juni 1990 auf seine Wurzeln, sportlich kam man mit den veränderten Bedingungen zunächst überhaupt nicht klar und landete bis in der Kreisliga. Die Herauslösung der Fußballsparte und die Neugründung des FSV 1996 Preußen Bad Langensalza war der Aufbruch in kleinen Schritten. Nun ist man sportlich wieder in der Thüringenliga angekommen, das Vereinsleben ist mit über 340 Mitgliedern von 1 bis 86 Jahren und 12 Mannschaften munter und bewegt.

Dieser Abriss der 120-jährigen Vereinsgeschichte ist nur ein Bruchteil der vielen Geschichten, die man mit dem Verein in Verbindung bringt. Er wurde und wird geprägt von Enthusiasten, Ehrenamtlichen und wie man in den 30er Jahren offiziell sagte, von Vereinsdienern. Wir begehen diesen Geburtstag leider in einer Zeit, in dem das Vereinsleben aufgrund der Pandemie brach liegt. Die Verantwortlichen wollen den Verein durch diese Krise führen, um im Anschluss, wie schon so viele Male erlebt, wieder durchzustarten. Wir werden in den nächsten Tagen in eine virtuelle Festwoche starten, unter anderem kommen unser ältestes Vereinsmitglied Lothar Sommer mit 86 im Interview zu Wort, dann werden wir in einem Podcast mit besonderen Zeitzeugen sprechen. Es wird nicht langweilig.

Preußen Bad Langensalza soll und wird auch in Zukunft für alle interessierten und fußballbegeisterten Leute ein Anlaufpunkt sein, wo man ein sportliches und geselliges Vereinsleben vorfinden, aber vor allem auch mitgestalten kann.

„Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.“

 

Mit schwarz-weißen Grüßen

Benno Harbauer

Vorsitzender

 

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