Mit Herz und Willen in die nächste Pokalrunde – junge Preußen-Elf siegt 4:2 in Schleiz

von Markus Fromm

Eine jüngere Abwehrkette hat es wohl noch nie in der 120-jährigen Vereinsgeschichte bei der 1. Mannschaft gegeben. Harnisch (17), Hermes (18) und Wurschi (19) wurden geführt vom 24-jährigen Felix Moschkau, welcher voller Stolz erstmals in einem Pflichtspiel mit der Kapitänsbinde auflief. Seine gewonnene Platzwahl sollte sich sogleich bezahlt machen.

Bei strahlend blauem Himmel und auf saftig grünem Rasen versteckte sich unsere Elf bei ihrem ersten Auftritt am Schleizer Fasanengarten keineswegs, auch wenn mit Domeinski, Jäger, Weis und Fiß eine wichtige Achse und viel Erfahrung fehlte. Neben den Langzeitverletzten Kleinert und Karbstein standen darüber hinaus auch Fernschild und Zimmermann nicht sowie Engel nur für den Notfall auf der Bank zur Verfügung. Trotzdem oder gerade deswegen ging unser Team unbekümmert ins Spiel und wollte gegen die heimstarken Gastgeber erstmal abwarten. Am Fasanengarten werden Gegner in der Regel von Beginn an nicht nur mürbe gepresst, sondern manchmal auch aggressiv mit Haut und Haaren gefressen. Und schon in der Spielankündigung über die Vereinskanäle wurden die Messer gewetzt, das Spiel als Pokalkracher angekündigt und insbesondere das 0:4 aus dem September 2020 bei den Preußen als großer Motivationsfaktor hervorgekramt.

Dass man dann nach 15 Minuten 2:0 führte, daran hatte wohl selbst im eigenen Lager niemand geglaubt. Als Vorteil erwies sich, dass der Schleizer Torwart in der ersten Halbzeit die Sonne im Gesicht hatte, weshalb er nach einer Kopfballverlängerung zu zögerlich herauskam. Dome Finger ging nach der zu kurzen Rückgabe von Horn energisch dazwischen und legte den Ball am Keeper vorbei zum 0:1 (9.). Kurz danach segelte eine Flanke von links in den Schleizer Strafraum, die Keeper Blöthner nicht festhalten konnte. Dominik Müller sagte Danke und staubte zum 0:2 ab (14.).

Die Hausherren rieben sich verwundert die Augen, denn bereits nach 5 Minuten hatten sie eine gute Möglichkeit durch Pohl, doch Max Geißler ging mit breiter Brust im Eins-gegen-Eins dazwischen. Kurz nach dem zweiten Preußen-Treffer musste er nach einem Missverständnis mit seinen Vorderleuten den Ball jedoch aus dem Netz holen, der Rettungsversuch von Hermes bei Pohls Abschluss blieb erfolglos (16.). Dafür war Geißler erneut mit großartiger Parade nach Kopfball aus Nahdistanz von Pohl und Nachschuss von Gerisch zur Stelle und der folgende Konter sah Finger allein in den Strafraum ziehen. Hier wurde er von Kühnel von den Beinen geholt, was allerdings nur die Gelbe Karte zur Folge hatte und Schiedsrichter Schubert aus Weida mal kurz seine ostthüringer Verbundenheit offenbarte. Nach kurzer Diskussion trat Dominik Müller an und versenkte die Kugel kompromisslos im linken Torwinkel zum 1:3 (23.). Das passte keine Briefmarke mehr dazwischen.

Schleiz blieb gefährlich und zog immer wieder mit diagonalen Bällen in die Spitze. Geißler und seine Abwehr blieben jedoch wachsam. Als sich Geißler bei einem langen Ball einmal verschätzte, rettete Harnisch gedankenschnell kurz vor der Linie den Einschlag (29.). Kurz vor der Pause schickte D. Müller seinen Namensvetter Tim, welcher aus guter Position knapp drüber zog. Ein viertes Tor vor der Pause wäre zwar fast zu viel des Guten gewesen, es hätte die Nerven der 20 mitgereisten Preußen-Fans aber arg beruhigt. Eine wilde erste Hälfte ging zu Ende und Trainer Wirth stimmte unsere Jungs auf die folgende Abwehrschlacht ein, denn Schleiz wird noch einmal alles versuchen.

Stattdessen hatte Gerisch kurz nach der Pause das 2:3 auf dem Fuß, sein Schuss aus 10 Metern ging aber wenige Millimeter links vorbei. Dann musste Felix Moschkau angeschlagen das Feld verlassen. Routinier D. Müller rückte in die Verteidigung und der 22-jährige Philipp Franke bekam erstmals die Kapitänsfunktion. Er übernahm sogleich die Initiative und setzte einen Flankenschuss an den Querbalken. Aber die Gastgeber hauten alles nach vorn, gefühlt flog alle 20 Sekunden ein Flankenball in den Sechzehner, Saß, Hoyer scheiterten beide an Geißler mit Kopfbällen, zwei zentrale Freistöße aus 17 Metern durch Kögler und Saß blieben leichtfertig in der Preußen-Mauer hängen und so langsam verzweifelten die Einheimischen, die von den knapp 200 Zuschauern immer wieder nach vorn getrieben wurden. Kurz danach eroberte sich unser Team auf rechts den Ball und der Wirbelwind Hermes zog auf das Tor. Sein Linksschuss wurde aber abgewehrt. Unsere Jungs waren nah dran an der Entscheidung. Mit den eingewechselten Linz (18) und Weißenborn (20) fiel das Durchschnittsalter auf 21 Jahre, Kumm und Finger in der Zentrale dirigierten aber die junge Garde. Für Entlastung sorgten vor allem der agile T. Müller und Wiegel, die immer wieder offensiv für Nadelstiche sorgten.

Doch dann wurde es nochmal brenzlig. Zunächst ging die Abseitsfahne bei einem Schleizer Tor von Nukovic nach oben (79.), dann zeigte Schiri Schubert nach einem Rempler von Harnisch an Horn auf den Elfmeterpunkt. Geißler ahnte zwar die richtige Ecke, doch das Leder, vom eingewechselten Porst geschossen, zischte rechts unten ins Netz. Noch 10 Minuten auf der Uhr bedeuteten Schwerstarbeit für unsere Defensive, welche es energisch löste und einen entscheidenden Konter einleitete. Franz Wiegel nahm auf links drei Gegner aus und flankte butterweich auf Tim Müller, welcher hinten lauerte und direkt aus der Luft volley zum 2:4 traf (87.). Damit belohnte sich der fleißige 16er unseres FSVP, welcher kurz zuvor schon die Entscheidung auf dem Fuß hatte, doch sein Schlenzer wurde von Saß der Linie geholt. Mit dem 2:4 war der Käse endgültig gegessen und unsere Jungs jubelten ausgelassen mit den Fans über den tollen Erfolg.

Der Schlüssel zum Erfolg lag sicher auch daran, dass man nie hektisch wurde und das Spielglück auf Preußen-Seite war. Vier eigene Treffer bei 7 Chancen sind deutlich effektiver als die Gastgeber, die zu wenig aus ihrer spielerischen Überlegenheit machten und vor dem Tor zum umständlich und mit wenig Fortuna im Bunde agierten. Das man auch solche Pokalspiele nachhause bringen kann, spricht für den Kampfgeist und das Herz unserer Jungs. Nun wartet man gespannt auf die Achtelfinal-Auslosung am Montag.

Tore: 0:1 Finger (9.), 0:2 D. Müller (14.), 1:2 Pohl (19.), 1:3 D. Müller (Elfmeter/23.), 2:3 Porst (Elfmeter/80.), 2:4 T. Müller (87.)

Zuschauer: 195

Preußen: Geißler, Wurschi, Moschkau (51. Weißenborn), Harnisch, Hermes, Kumm, D. Müller (74. Linz), Franke, Wiegel (90.+1 Engel) T. Müller, Finger

weiter im Kader: Stoll, Stöber

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