Philipp Steinmetz im Interview
von Clemens Süßenguth
In einem Fußballverein braucht es neben Spielern zahlreiche engagierte Ehrenamtliche, die rund um die Spiele und Trainingseinheiten aktiv sind. Mit Philipp Steinmetz stand uns einer davon telefonisch Rede und Antwort und berichtete über seine Tätigkeit beim FSV Preußen.
Hallo Philipp, ich hoffe du hattest einen guten Start in das neue Jahr, das hoffentlich mehr Fußball zulässt als die letzten Monate. Erzähl uns doch, wie und wann es dich zum Fußball getrieben hat.
Ich bin 1995 zum Verein gekommen und habe dort sämtliche Jugendmannschaften durchlaufen. Mit 18 Jahren habe ich relativ früh schon wieder aufgehört, berufstechnisch aber auch körperlich bedingt. Viele Jahre später, als dann mein Sohn so alt war, dass die Möglichkeit bestand zu spielen, hat mich Bernd Katzenmeier angerufen und gefragt, ob ich mir vorstellen kann mitzuhelfen. Das war vor sechs oder sieben Jahren. Und da hab ich anfangs als Betreuer in den F-Junioren angefangen und dann fast alle Altersklassen durchlaufen. Zwei Jahre im E-Junioren-Bereich, danach bei den D-Junioren als Bindeglied zwischen D1 und D2 damals mit der Einführung des verkürzten Großfelds. Und seit diesem Jahr mit den B-Junioren auf dem Großfeld, das war ja immer etwas mein Ziel.
Schauen wir auf die bisher absolvierte Saison der B-Junioren zurück, wie zufrieden bist du?
Eigentlich relativ zufrieden. Die Spiele, die man verloren hat, hat man nicht ohne Grund verloren. Da waren die anderen Mannschaften einfach besser. Man darf nicht vergessen, dass wir mit einem relativ kleinen Kader spielen. Wir haben gerade mal 13 Spieler, so dass wir permanent auf C-Junioren zurückgreifen müssen. Anfang der Saison waren sogar nur 11 da, da mussten wir etwas hin- und herschieben, dann hat sich noch jemand angemeldet. Man kam ja auch aus dieser Corona-Zeit und damit war der Beginn des Trainingsbetriebs schwierig. Alles in allem kann man mit den Ergebnissen, die man so eingefahren hat, zufrieden sein. Natürlich, das eine Spiel war relativ hoch gegen Eichsfeld Mitte, das war viel zu viel. Aber bis auf das haben wir uns eigentlich immer gut verkauft. Das, was wir versucht haben an Trainingsinhalten zu vermitteln, konnten wir auf das Spiel übertragen. Es herrscht auch eine sehr gute Stimmung, finde ich, bis auf hier und da ein paar Kleinigkeiten, die aus den Vorjahren resultieren, wo die Umstellung zu früheren Trainern und deren Trainings- und Spielgestaltung auf Verwunderung gestoßen ist. Im Grunde praktiziert das jeder Trainer etwas anders. Ansonsten hat das alles ganz gut geklappt.
Der Trainings- und Spielbetrieb ruht seit November. Bleibt ihr in Kontakt mit den Spielern oder warten alle auf den Neubeginn?
Wir haben uns natürlich Gedanken darüber gemacht. Wir haben uns als Trainerteam etwas überlegt, worauf die Spieler selbst zugreifen können. Wir haben ihnen verschiedenste Trainingsinhalte vorgestellt, in schriftlicher und digitaler Form, haben einen wöchentlichen Trainingsplan erstellt, allerdings mit dem Hinweis, dass das jeder individuell machen kann. Wir überprüfen das nicht. Es gibt einen Kraftteil, einen spielerischen Teil, einen konditionellen Teil. Wir haben aus mehreren Sachen was zusammengestellt, das die Spieler in Eigenregie auf unbestimmte Zeit durchführen können. Kontakt besteht sonst über eine WhatsApp-Gruppe. Da besteht aktuell kein riesengroßer Nachrichtenfluss, das ist logisch. Es gibt immer mal ein paar Infos von mir, ob und wie es weitergeht.
Sicherlich wird die aktuelle Saison nicht mehr regulär beendet, es kann wohl nur noch darum gehen die Hinrunde zu Ende zu spielen. Hast du dir noch etwas für die Spielzeit vorgenommen?
Ich möchte es schaffen, gewisse Trainingsinhalte, die noch offen sind, zu vermitteln und den einen oder anderen Spieler weiterzubringen und dazu bringen sich zu verbessern. Das treibt mich an. Die Spiele sind für mich noch nie die Prämisse gewesen. Ich gewinne gerne, ich verliere ungern, aber alles in allem mache ich lieber Training als die Spiele am Wochenende zu betreuen. Tabellenmäßig ist mein Ziel klar. Gegen die Mannschaften weiterhin bestehen, gegen die man schon gewonnen hat. Dass man die spiele dann wieder so gewinnt und als einheitliche, spielstarke Mannschaft weiterhin auftritt. Individuell spielstarke Spieler möchte ich noch besser integrieren in die Mannschaft, damit sie dem Gesamtkonstrukt besser weiterhelfen. Und wir wollen versuchen weiterhin oben mit dran zu bleiben, also den Anschluss an die oberen Ränge zu halten – klar, hinter Sportschulen wie Schlotheim und auch Eichsfeld Mitte mal ausgenommen. Sich dahinter vielleicht als dritte oder vierte Kraft einzureihen. Das bedarf natürlich wieder einer guten Vorbereitung.
Wie du schon sagtest, gibt es verschiedene Trainertypen. Wie würdest du dich selbst charakterisieren?
Prinzipiell eher so als Kumpel-Typ. Ich versuche mit jedem Spieler eine gute Welle zu finden, um ihn dann auch entwickeln zu können. Grundsätzlich ist mir am wichtigsten, dass jeder was lernt, dass jeder sein Leistungspensum vollkommen ausschöpft. Ich bin aber auch sehr streng, sowohl mit mir selbst, als auch mit den Spielern. Denn mir sind gewisse Werte wichtig, wie Pünktlichkeit, Disziplin und der Wille sich ständig weiter zu entwickeln. Das muss ein Spieler mitbringen. Er muss nicht talentiert sein, aber er muss den nötigen Ehrgeiz und den Willen in jedem Spiel mitbringen. Das reicht mir schon aus um von einem Spieler auf unserem Niveau zu sagen: Das ist ein guter Junge, ein guter Spieler. Natürlich finde ich es auch schön, wenn jemand auch menschlich noch Sachen mitbringt, mit dem man super klar kommt, mal Späßchen machen kann. Allgemein versuche ich die Kinder auf einer sehr sozialen Ebene abzuholen, ihnen was für das Leben mitzugeben, indem ich gewisse Werte während des Trainings und des Spiels einfordere. Disziplin, „Geilheit“ sag ich immer dazu, dieser Wille sich ständig weiterzuentwickeln.
Du bist jetzt 6-7 Jahre im Trainergeschäft. Gab es prägende Momente, die dir in Erinnerung geblieben sind?
Als erstes prägen einen natürlich die Trainerlehrgänge. Dort schöpft man das meiste Wissen ab. Sonst ist ein prägendes Erlebnis für mich immer wieder die Arbeit im Training, die Weiterentwicklung von Spielern. Wenn ich merke jemand kommt nicht so richtig auf den Streifen und wir gehen auf ihn ein und er verbessert sich dann wirklich. Von meiner Zeit von F- bis B-Junioren zu sehen, wenn Spieler gemeinschaftlich spielen und sich in den Dienst der Mannschaft stellen und sich auch technisch und athletisch weiterentwickelt haben, umsetzen was wir so beigebracht haben. Das sind für mich die prägendsten Erlebnisse. Natürlich, ich bin zwei Mal aufgestiegen in den D-Junioren, von der Kreisklasse in die Kreisliga und von der Kreisliga in die Verbandsliga. Und wir haben auch dort den dritten Platz erreicht. Das waren natürlich sehr schöne Momente und sehr schöne Jahre mit diesen Spielern, die eben auch diese Eigenschaften mitgebracht haben, sehr fleißig waren, sehr geil waren auf Training. Aber auch die folgenden Jahre waren cool mit Spielern, die gern da waren und die Gemeinschaft gelebt haben.
Lass uns mal träumen, was in den nächsten Jahren passieren könnte. Wo siehst du Preußen bzw. speziell die Nachwuchsabteilung perspektivisch?
Wir sollten schauen, dass wir auf jeden Fall in nächster Zeit genügend Mannschaften haben. Wir müssen die Kinder weiterhin bereits im Kindergartenalter abholen. Und wir sollten uns darum kümmern, dass wir auch weiterhin ein buntes Preußen bleiben, dass wir auch mehr noch versuchen, andere mit zu integrieren. Vielleicht auch mal mehr Mädchen zu erreichen und auch versuchen noch mehr Migranten abzuholen und zu integrieren. Und dass wir es schaffen, wieder mit Mannschaften vielleicht leistungsmäßig weiter oben mitzukicken und die auch auszustatten mit qualifizierten Übungsleitern und diese im Verein zu festigen.
Das Jahr 2021 ist noch jung. Was hast du dir für das Kalenderjahr vorgenommen?
Ich freue mich wahnsinnig darauf wieder normal Fußball trainieren zu können, normales Shakehands mit den Spielern, zusammenzusitzen, Mannschaftsabend zu machen, Übungsleiter-Sitzungen zu besuchen, wo man sich als Trainer mal wieder austauscht. Das fehlt. Auch mal wieder ein richtiges Fußballspiel besuchen zu können oder eine Abschlussfahrt planen zu können. Sachen, auf die man sich freut, wie eine Weihnachtsfeier, die letztes Jahr auch flachgefallen ist. Ich möchte auch gern den Salza-Cup wieder miterleben. Das sind so Sachen, da merkt man erst mal was einem fehlt. Darüber würde ich mich am meisten freuen, das ganze was früher normal war wieder so durchführen zu können.
Zum Abschluss fünf kurze Fragen:
Dein Spitzname?
Steini
Deine Position?
Trainer B-Junioren
Dein Lieblingsverein?
FC Bayern München
Dein Lieblingskollege?
Meine Co-Trainer in den B-Junioren
Dein Idol?
Sportlich war es früher Zinédine Zidane, als Trainer Pep Guardiola.
Vielen Dank für das ausführliche Interview - hoffen wir, dass das runde Leder bald wieder rollt!